„Die Zugvögel“ oder „Der Süden ruft“

Kurz nach dem offiziellen Herbstanfang können es 18 Zugvögel aus den 8. Klassen des KLG nicht erwarten, endlich gen Süden zu starten.

Erfurt – Göttingen- Frankfurt – Paris – Perpignan, so unsere Route.

15 Stunden – 1300 km – gute 10 ° Temperaturanstieg

Um 21:30 erreichen wir den Mittelpunkt der Welt (centro del món – den von Salvador Dali so benannten Hauptbahnhof von Perpignan) und werden von den Gasteltern und unseren Austauschpartnern herzlich empfangen.

Nach dieser langen und ermüdenden Reise haben wir es schwer, die richtigen Worte zu finden.

Eine ordentliche Portion Schlaf kommt da gerade recht und so treffen wir uns ausgeschlafen am nächsten Morgen im Collège Le Ribéral in Saint Estève. Müde sind wir trotzdem den ganzen Tag.

Die lange Reise hat Spuren hinterlassen und die neue Umgebung, das ungewohnt kleine Frühstück sowie die Sprachbarriere beanspruchen viel Energie.

Da wir nicht im Urlaub sind, sondern auf Erkundungstour, verbringen wir den Vormittag zur Freude aller in der Schule, interviewen unsere Austauschpartner und werden interviewt.

Hier und da wird die Zunge bereits lockerer, die Gesichtsmuskulatur entspannter und auch Arme und Beine werden zur Verständigung genutzt.

Der Wettergott muss unsere rhythmische Morgengymnastik wohl falsch deuten, denn sogleich schickt er Wolken herbei, die am Nachmittag überlaufen, und zwar ziemlich genau in dem Zeitfenster, in dem wir per Fotorallye die Altstadt von Perpignan erkunden wollen.

Einige Mutige kämpfen sich trotz mangelnder Regenbekleidung durch und senden ihren Lehrern als Beweis Fotos von ihnen vor den wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Altstadt.

Zurück in der Schule werden wir dann alle wieder von unseren Austauschpartnern in Empfang genommen und verbringen den Abend auf uns allein gestellt oder setzten auf unseren Google-Übersetzer, unsere Kreativität und unsere schauspielerischen Fähigkeiten.

Ebenso müde wie am Vortag geht es am Dienstagmorgen per Bus Richtung Spanien.

Unser heutiges Ausflugsziel, Paulilles, gewährt uns einen ersten Einblick in die traditionsreiche Geschichte der Region. Einst von Alfred Nobel gegründete Dynamitfabrik – heute Zentrum des Küstenschutzes. Hier erkunden wir das einstige Fabrikgelände, picknicken am Meer, spielen Rugby, halten unsere Füße ins Wasser oder laufen auch mal einen Schritt zu weit und ruhen uns schließlich am Strand aus bevor wir von Karim die Geschichte der Restauration der traditionellen Fischerboote (barques) erzählt bekommen.

Und damit es nicht so scheint, als wären wir im Urlaub, verbringen den Mittwochvormittag und den Donnerstag in der Schule.

Am Donnerstag fühlen wir uns dabei ganz groß, denn wir werden sehnsüchtig von den Grundschülern des École primaire Pau Casal erwartet.

Hier erfahren wir mehr über den katalanischen Pyramidenbau und erproben ihn mit eigenem Material.

In der Pause werden wir mit selbstgebackenen Muffins verwöhnt und machen den Grundschülern Lust auf mehr (Deutsch).

Am Freitag steht uns nun ein Höhepunkt unserer Woche bevor. Es geht nach Collioure, einem malerischen Küsten- und Künstlerort zwischen Meer und Bergen. Hier kraxeln wir zum Fort Saint Elme empor, wofür wir mit einem fantastischen Ausblick und etwas später auch mit strahlendem Sonnenschein belohnt werden. Dies bietet wiederum einigen weiblichen Mitgliedern unserer Gruppe die Möglichkeit, ihre Körper in das richtige Licht zu rücken.

Den Abstieg meistern wir trotz diverser Fotoshootings schneller als den Aufstieg. Als letzte Herausforderung des Tages steht uns nun eine schwere Entscheidung bevor: Shopping oder Swimming? Der Ausgang der Geschichte sei hier dem Leser überlassen.

Leider mit weniger Sonne und etwas Regen verbringen wir unseren letzten Tag in den Gastfamilien.

Von Shopping, Schildkröten und Safari über das spanische Caracas und den Markt in Perpignan bis hin zum Colour Run in Saint Estève selbst: den heutigen Tag gestalten unsere Gastfamilien für und mit uns.

Am Abend treffen wir uns noch einmal zum Soirée d’adieu, um gemeinsam die deutsch-französische Freundschaft zu feiern.

Die Eltern unserer Austauschpartner des Collège Le Ribéral in Saint Estève haben uns ihre Gastfreundschaft in dieser Woche mehr als bewiesen, denn nicht nur diejenigen Familien, die ihr Kind im März nach Erfurt geschickt haben, sondern gleich doppelt so viele haben unseren Zugvögeln während dieser Woche ein Nest gegeben, sie gefüttert und am Sonntagmorgen wieder auf die Heimreise geschickt.

Was bleibt, sind hoffentlich schöne Erinnerungen, neue Freunde, passende Bewerbungsfotos für die Modelagentur und die Erkenntnis, dass es nicht nur eine Art zu leben gibt.

Man begegnet vielen Menschen

im Laufe des Lebens,

nur wenige bleiben,

aber alle bringen dir etwas bei.

 

Am Strand von Paulilles (klein).jpg

Das Wahrzeichen Perpignans - das Castillet (klein).jpg

IMG_0111 (klein).jpg

Katalonien - Frankreich - Europa (klein).jpg

Vor dem Castillet in Perpignan (klein).jpg

Blick auf das Schloß von Collioure (klein).jpg

Einführung in die Tradition der Castells in der Pau Casal Grundschule (klein).jpg

Mme. Borsenberger - l\'organisatricen (klein).jpg

02.10.2017